EVA FREUT SICH AUF DIE SEXUALITÄT IM ALTER.

Es gibt Tage, da verflucht Eva die Entwicklung, die sie in den vergangenen Jahren gemacht hat. Denn die Wechseljahre waren für sie eine Zeit der Rebellion. Eine glückliche Ehe hatte sie gehabt, zwei wohlgeratende Söhne, die mittlerweile beide studieren und außer Haus sind. Irgendwann erschien ihr das alles zu fade und öde. Ihr Mann widerte sie regelrecht an. Sie entwickelte Aggressionen gegen ihn, konnte ihn plötzlich nicht mehr riechen. Das alles in einer Zeit, in der ihre Tage immer unregelmäßiger kamen, so etwa ab 48 Jahren, in der sie mit vergleichsweise schwachen, aber immerhin mit Hitzewallungen zu kämpfen hatte und vor allem mit Stimmungsschwankungen.

Ungefähr zu dieser Zeit lernte sie einen attraktiven Mann kennen, der sich in sie verliebte und sie vergötterte. Er gab ihr nicht nur, aber auch etwas, das sie in vielen Ehejahren gar nicht so sehr vermisst hatte: leidenschaftlichen Sex, Romantik, Gespräche. Sie hat kurz sogar daran gedacht, ihren Ehemann zu verlassen für diesen anderen, neuen, aufregenden Liebhaber. Aber irgendetwas hielt sie dann doch zurück. Obwohl sie sich, die früher leidenschaftlich gerne in ihrem Garten zu finden war, plötzlich nach Stadtleben, Nachtleben, Kneipenleben und Single-Dasein sehnte, konnte und wollte sie diesen letzten Schritt nicht gehen. Trennung. Scheidung. Da war dann doch zu viel übrig. Als sich die Verwirrung langsam zumindest ein wenig legte und ihre psychischen Schwankungen weniger wurden, als ihre zweite Pubertät, wie sie das selbst nannte, an Kraft verlor, da war dann ihr Mann in einer Rebellionsphase, suchte sich seinerseits eine Geliebte.

Heute sagt Eva: „Ich habe vieles von dem, was mir früher wichtig war, nicht mehr ernst genommen. Aber es war ein Trugschluss“. Sie möchte nichts sehnsüchtiger, als dass ihr Mann wieder zu ihr zurück kehrt, richtig zurück kehrt und glaubt auch fest daran. Sie ist sich sicher, dass sie den seelischen Prozess, der die Wechseljahre begleitet, für sich persönlich hinter sich hat, wenn auch noch körperliche Beschwerden andauern. So nimmt sie weiter auf Rat ihrer Frauenärztin eine Mikropille, weil sie andauernde Schmierblutungen hatte. Ab und zu hat sie auch noch mit Hitzewallungen zu kämpfen. „Aber im Prinzip bin ich durch. Ich bin froh, dass ich alles mitgemacht habe, so weiß ich, dass mein bisheriges Leben doch zu mir gepasst hat“.

Sexualität nimmt aber bei ihr einen höheren Stellenwert ein als früher – entgegen dem angeblich allgemeinen Trend. Das Thema Scheidentrockenheit hat keine so große Bedeutung in ihrem Leben. Sie hat nichts grundsätzlich gegen Gleitcremes, setzt aber auf das ganz natürliche Hilfsmittel Spucke. Während der Zeit, in der sie besonders viele körperliche Begleiterscheinungen der Wechseljahre erfahren hat, hatte sie auch mit vielen Infektionen und Entzündungen zu kämpfen. Das ging bis zum Herpes. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hat sie bislang nicht verspürt, jetzt vor kurzem einmal geblutet. Eva nimmt an, dass es sich dabei nur um ein geplatztes Äderchen gehandelt hat.

Sie hat jedenfalls keine Angst vor Sexualität im Alter, freut sich sogar darauf und glaubt, dass es noch einiges zu erkunden gibt. Auch wenn sie bei ihrem Liebhaber auch schon Erfahrungen mit Potenzproblemen gemacht hat. Sie möchte die Wechseljahre als Erfahrung nicht missen. „Ich weiß jetzt viel besser, was mir gut tut und was nicht. Vieles, was mir vor kurzem noch attraktiv erschienen ist, tut es jetzt nicht mehr“.