Sarah nimmt von der Jugend Abschied

Für Sarah gibt es auch einen starken seelischen Aspekt der Wechseljahre. Er fällt aber anders aus als bei Eva. Sarah hatte ihre Zweifel an ihrem jetzigen Partner schon mit Anfang Dreißig. Da waren sie und ihr Lebensgefährte eine Zeit lang getrennt, bevor sie wieder zusammen kamen. Nun, während des Klimakteriums, sie ist heute 53, am Anfang war sie 51, ist ein anderer Partner oder Trennung überhaupt kein Gedanke, der sie umtreibt. Sie ist sich ihrer Liebe zu ihrem Lebensgefährten sicher und umgekehrt.

Was sie beschäftigt und sie tagtäglich mit der Endlichkeit konfrontiert, ist, dass ihr Partner Krebs hat. In einigen Tagen steht wieder eine Untersuchung an. Der Krebs war schon einmal weg und ist dann wieder gekommen. Sarah will das nicht noch einmal mitmachen, lebt aber natürlich mit diesem Damoklesschwert, dass er wieder krank werden könnte und sie fragt sich, ob er dann wieder die Kraft haben wird, gegen die bösen Tumore anzukämpfen. So ist die Situation während ihrer Wechseljahre.

Körperlich war sie vor allem am Anfang und ist immer noch mit Hitzewallungen konfrontiert. „Es war krass“, erzählt sie, „ich habe im Winter bei Minusgraden die Fenster aufgerissen und nackt auf dem Bett gelegen. Es war wie Fieberschübe während mein Lebensgefährte geschlottert hat“. Überhaupt sei ihr das manchmal peinlich gewesen mit den Hitzewallungen. Sarah ist Lehrerin. Ihre Schüler haben ihre Schweißausbrüche eben auch mitbekommen.

Sarah hat eine behutsamere Form der Sexualität gelernt

Sarah trauert ihrer verlorenen Jugend und Fruchtbarkeit aber nicht hinterher. „Ich wollte keine Kinder. Es eine normale Umbruchsituation und der endgültige Abschied von der Jugend. Ich muss mir eine neue Identität suchen“. Was meint sie damit? „Ich habe eine größere innere Freiheit. Ich habe ein paar Kilos zu viel, setze mich deswegen aber nicht unter Druck und kann junge, bildhübsche Frauen trotzdem gut aushalten und ihnen ihre Schönheit gönnen“.

Wegen der Krankheit ihres Lebensgefährten ist Sarah eine behutsamere Form von Sexualität wie sie viele in den älteren Jahren praktizieren, sowieso schon gewohnt. Sie lacht über ihre „behindertengerechte Leidenschaft“: „der Quickie ist nicht mehr drin“. Das liegt zum einen an ihrem Partner, zum anderen aber auch daran, dass sie länger braucht als früher, um feucht zu werden, also an einer gewissen Scheidentrockenheit. Und ja, sie kann das bestätigen, dass ihre Begierde leicht abgenommen hat. „Es ist gerade nicht so meine Baustelle“, meint Sarah.

Wegen ihrer Hitzewallungen hat sie den Frauenarzt aufgesucht. Eine Hormontherapie konnte sie sich nicht vorstellen, ist aber begeistert von den Wirkungen der sibirischen Rhababerwurzel.

Alexandra klagt eher über einen Verlust der Libido

Alexandra sieht die Wechseljahre relativ pragmatisch. Sie hatte früher große Schmerzen während der Periode und freut sich, dass das Thema seit fast zwei Jahren erledigt ist. Erste Vorboten haben sich schon gemeldet, als sie, heute 51, noch 47 Jahre alt war. Da hat sie ihrer Frauenärztin zum ersten Mal über Spannungsgefühle in der Brust und unregelmäßige Blutungen berichtet. Noch ist sie nicht ganz durch. Sie hatte relativ starke Hitzewallungen etwa in der Zeit, als die Tage aussetzten. Ab und zu kommen die immer noch. „Aber sie lassen langsam nach. Meine Ärztin meint, es könnte bald vorbei sein“, erzählt Alexandra, „und ich fühle mich jetzt irgendwie freier“.

Psychisch war das zwar für sie keine Zeit, in der sich persönlich sehr verändert hat. Sie ist immer noch in derselben Partnerschaft mit dem Vater ihrer achtjährigen Tochter Sylvie. Doch sie und ihr Lebensgefährte streiten sich relativ häufig. „Ich bin nämlich ganz schön schnell gereizt“, räumt Alexandra ein, „aber ich kann daran nichts ändern, dafür bin ich kaum depressiv“.

Alexandra hat relatives Glück. Über Scheidentrockenheit hat sie nichts zu berichten, nichts über Infektionen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Dafür hat sie keine Lust auf ihren Partner. Der viel öfter will als sie. „Er muss es halt einfach hinnehmen“, seufzt Alexandra. Es gibt sogar Tage, da denkt sie, sie hat mit Sex abgeschlossen.

Eine Hormontherapie ist für Alexandra trotz relativ starker Hitzewallungen nie in Frage gekommen. Mit Mitte Vierzig ist ihr ein gutartiger Tumor entnommen worden. „Davor habe ich großen Respekt, ich wollte auf gar keinen Fall mein Brustkrebsrisiko erhöhen“, sagt sie. Stattdessen hat ihr ihre Frauenärztin Silberkerzenölkapseln empfohlen. Und Sojatabletten hat sie auch eingenommen. Die haben ihr geholfen.